Das Eisenwerk zu Hausen im Wiesental
„Ohne Gold kann man leben, ohne Eisen nicht"
Diese Erkenntnis besaß auch der Markgraf Karl Friedrich von Baden - Gold war in seiner Schatztruhe nicht zu finden, Eisenerze jedoch lagerten reichlich im Boden seines Markgräflerlandes. Es konnte ihn kaum befriedigen, sich und seine Hofstatt alleine von den Zehntabgaben seiner Untertanen verhalten zu müssen, welche dazu noch aus den weniger ertragreichen Teilen seines Herrschaftsgebietes oft sehr kärglich flossen. Das Handwerk war in dem ländlich strukturiertem Gebiet wenig entwickelt, größtenteils waren es Bauern, die als Nebenberuf ein Handwerk betrieben und sich fast ausschließlich am Bedarf der örtlichen Landwirtschaft orientierten.
Während des Dreißigjährigen Krieges zählte das Markgräflerland zu den am meisten betroffenen Gebieten. Raub und Brandschatzung durch plündernde Truppen waren an der Tagesordnung, ganze Dörfer brannten nieder, Äcker und Rebberge wurden zerstört. Hinzu kam die Pest, die unter der Bevölkerung erhebliche Opfer forderte.
Schon früh bemühten sich deshalb der Markgraf und der Lörracher Landvogt darum, Manufakturen und Industriebetriebe in der Markgrafschaft anzusiedeln. Die Entwicklung der Eisenindustrie bereitete ihnen dabei interessanterweise die geringsten Schwierigkeiten:
- Eisenerze lieferte über ein speziell eingerichtetes Transportwesen das Markgräflerland im Reblandbereich aus den Räumen Mauchen / Schliengen / Hertingen / Liel / Tannenkirch / Holzen / Kandern.
- Holzkohle war in den Waldbeständen des Schwarzwaldes zu gewinnen.
- Die Wasserkraft lieferten die Nebenflüsse des Rheins.
- Ein steigender Bedarf an Fertigeisen war für die Zukunft vorauszusehen.
Nach der Errichtung der Eisenwerke Kandern und Badenweiler - Oberweiler wurde Hausen als ein guter Standort für ein weiteres Eisenwerk befunden. Die zu nutzende Wasserkraft des Wiese-Flusses gab den Ausschlag. Ein schon vorhandener Kanal führte das an der Grenze zu Zell aufgestaute Wasser nach Hausen, denn dort diente es bereits zum Antrieb eines Sägewerkes und einer Getreidemühle. Die in nächster Nähe stehenden Waldungen lieferten das notwendige Holz, das u. a. auf einem eigenen Kohlplatz zu Holzkohle verarbeitet wurde.
Das Fundament für den Schmelzofen wurde am 7. März 1682 gelegt, am 3. April 1684 konnte das Feuer für den ersten Guss angezündet werden. Für die Eisenherstellung war der Hochofen in der Regel jeweils 12 bis 14 Monate - eine Hüttenreise lang - ununterbrochen in Betrieb.
Das Eisenwerk veränderte das Bild und die Struktur des Dorfes im Zuge der langen Existenz zunächst wenig. Die Werksangehörigen, "Laboranten" genannt, wohnten zum größten Teil "ufem Bergwerch" in den z. T. heute noch existierenden Laborantenhäusern. Im Laufe der folgenden 180 Jahre bis zur endgültigen Aufgabe des Eisenwerkes veränderte sich jedoch die Struktur des Dorfes nachhaltig. Es wurde eine wesentlich andere Schichtung der Bevölkerung herbeigeführt, denn neben den Werksangehörigen mit ihrer differenzierten Arbeitsteilung siedelten sich Huf-, Nagel-, Ketten- und Rinkenschmiede an. Im 18. Jhrt wurden zunächst eine Rohrschmiede für Gewehrläufe und kurzzeitig sogar eine Gewehrfabrik mit einem Büchsenmacher aus Karlsruhe eingerichtet. Die Arbeitslöhne waren nach heutigen Begriffen recht niedrig, im Vergleich mit den Einkünften aus Landwirtschaft oder der im Wiesental ebenfalls aufkommenden Textilindustrie durchaus dazu geeignet, zumindest den (nach heutigem Verständnis als Facharbeiter anzusehenden) qualifizierteren Angestellten einen bescheidenen, aber soliden Wohlstand zu ermöglichen.
1865 erfolgte die Stilllegung des Werkes - eine Vielzahl von Ursachen (um hier nur einige zu nennen) führten das Ende herbei:
- Kohlholzmangel nach jahrhundertelangem Abholzen der Wälder
- veränderte wirtschaftliche Bedingungen nach Einführung des Zollvereins in Deutschland
- billiges Importeisen insbesondere aus England
- Verlagerung industrieller Produktion im Zuge der "Industriellen Revolution" in verkehrsgünstig gelegene Industriezentren mit hohem Energie- und Arbeitskräfteangebot.
nach der Orts-Chronik von 1937 und einer Ausarbeitung von Walter Arzet