Die Bedeutung des Wassers für die Entstehung Hausens
Vor Beginn unserer Zeitrechnung waren die Kelten am Oberrhein. Vor und nach Christi Geburt beherrschten die Römer dieses Gebiet. Im 2. und 3. Jahrhundert verdrängten die Alemannen wiederum die Römer. Letztendlich obsiegten die Franken kurz vor 500 n. Chr. über die Alemannen und wurden die Herren unserer Heimat.
In der Zeit der Frankenherrschaft entwickelte sich eine vom Oberrhein ausgehende, schrittweise Erschließung des Landes. Sie erreichte um das Jahr 700 n. Chr. die Randzonen des Schwarzwaldes. Vornehmlich Adelsfamilien, von den Landesherren hierzu begünstigt, ließen zunächst in wirtschaftlich bevorzugten Lagen der Talböden in Rheinnähe die Wälder roden und Siedlungsplätze anlegen. Zuerst wurde ein größerer Hof, der Meierhof angelegt - benannt nach dem Titel des Verwalters, dem "Meier" oder "Hausmeier" - diesem wurden umliegende Neuansiedlungen zugeordnet. Die Meier waren wiederum der Grund- und Lehnsherrschaft verpflichtet. Später drangen die Menschen auch in die wirtschaftlich ungünstigeren Gebiete der mittleren und oberen Talgebiete vor. Meierhöfe mit Ansiedlungen sind im Raume Schopfheim um das Jahr 750 - 800 n. Chr. bekannt. Als eine solche Ansiedlung könnte Hausen, an der Randzone des Schwarzwaldes gelegen, in dieser Zeit entstanden sein. Die gerodeten Flächen dehnten sich aus und stießen in den sumpfigen Bereich der Bachläufe beidseits des Wieseflusses vor - insbesondere in den der Waldbäche, welche vom Köhlsberg in die Niederungen flossen.
Am Fuße des Köhlsbergs entlang hoben die Siedler einen breiten Graben, das "Wuhr" ( von Wehr, abwehren) aus. Das Bergwasser wurde aufgefangen und zur Siedlung geleitet. Das Wuhr entwässerte durch seine "Rückhaltefunktion" den Talboden und die trockengelegten Gebiete konnten erschlossen, bebaut und gezielt bewässert werden. Der Wuhrkanal versorgte Mensch und Tier auch mit dem dringend benötigten Trinkwasser.
Jedoch: Bergwasser fließt zeitlich nicht in gleicher Menge ab. Gewitterregen, Schneeschmelze und Föhn füllen die Bäche kurzzeitig mit zu Tale schießenden Wassermassen. Andererseits gibt aber auch trockene Zeiten und die Bäche versiegen, das Wuhr liefert die benötigte Menge Wasser für Haus und Vieh nicht mehr. Um das erforderliche Wasser über das ganze Jahr zur Verfügung zu haben, musste das Wasser der Wiese (des Wieseflusses) genutzt werden. An der Banngrenze zwischen Hausen und Zell erheben sich mitten in der Wiese gewachsene Felsenriffe. Es bildete sich an diesen Riffen eine natürliche Stauung des Wassers. Dort ergab sich die beste Voraussetzung, das Wasser durch eine Legi (von Gelege - quer im Fluß liegende niedrige Staustufen, die bei ausreichendem Wasserstand überflossen werden) aufzustauen und abzuleiten. Die Siedler nutzten diese Standort: sie schufen einen Felsenkanal und verlängerten das Wuhr bis zur Schwelle am Zeller Bann.
Nun lieferte es den Bewohnern ganzjährig das notwendige Wasser für die Bewirtschaftung und Erhaltung ihres Lebensraumes.
Original-Text: Walter Arzet
Original-Zeichnungen: Anja Kundlacz