Viele Wege führten nach Hausen - auch die obere Brücke
Historischer Rückblick: Gemeinde und „Herrschaft" stritten sich um den Unterhalt der oberen Brücke / Schreiben von Hebel
Eine der wichtigsten Straßenverbindungen in früheren Zeiten war der „Säuweidweg", der im Jahre 1711 noch „Straße nach Enkenstein" genannt wurde. Noch 1513 hieß der Verbindungsweg „Löschweg". Aber auch nach Zell gab es wichtige Verbindungswege von Hausen aus.
Die "Obere Brücke" hat das Eisenwerk erbaut, um dem umfangreichen Holz- und Holzkohlenverkehr aus dem vorderösterreichischen Gebiet den weiten Umweg über die untere Brücke zu ersparen. Die vielen Zerstörungen durch Hochwasser und die laufend notwendigen Reparaturen verursachten große Kosten. Die Frage nach dem Kostenträger war sehr umstritten. Die Gemeinde Hausen, der ja auch das Röttler Oberamt (heute mit demLandratsamt vergleichbar) öfters bestätigte, dass sie sehr arm sei, sträubte sich gegen die Instandsetzungskosten, während der Staat die Brückenfrage als eine reine Gemeindesache behandeln wollte.
Zu sehr langwierigen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Gemeinde kam es besonders in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Das Finanzministerium lehnte die Anerkennung einer Unterhaltspflicht für die Brücken rundweg ab. Die Gemeinde machte aber immer wieder geltend, dass die Brücken in erster Linie dem staatlichen Eisenwerk zugute kommen. So ging der Streit um die Kostenverteilung weiter und die Holzbrücken wurden immer baufälliger - so baufällig, dass der damalige Vogt (Bürgermeister) Greiner am 5. Februar 1823 das Bezirksamt Schopfheim auf den Zustand der Brücke aufmerksam machte, um Beschleunigung im Verfahren wegen der Unterhaltspflicht ersuchte und gleichzeitig bekannt gab, dass er angeordnet habe, schwere Fuhren nicht mehr über die untere Brücke fahren zu lassen, sondern sie über die obere Brücke zu leiten, um ein Unglück zu vermeiden.
Der damalige Hausener Pfarrer Karl Ludwig Sonntag wandte sich an den Landtagsabgeordneten Johann Peter Hebel. In einem Antwortbrief von Hebel (Zentner Nr. 420) vom 7. Juli 1820 heißt es dort unter anderem: „Das einzige, was sie von Andern, die das gleiche Schicksal getroffen hat, für sich kann geltend machen, ist der Umstand, den sie auch schon zur Sprache gebracht hat, dass die Brücke ebenso für das herrschaftliche Eisenwerk, wie für die Ortsbewohner ein Bedürfnis ist. Es kann mit Recht daraus gefolgert werden, dass die Herrschaft als Besitzerin jenes Werkes ihren Antheil an den Bau- und Unterhaltskosten der Brücke nach Maßgabe des Gebrauchs derselben und der Abnutzung, welche dadurch verursacht wird, zu leisten, verpflichtet sei."
In späteren Jahren kam die Firma Brennet in den Besitz der Brücke, sie wurde vermutlich Mitte der 50-er Jahre des letzten Jahrhunderts abgerissen.
Die Produktion im Werk I der Brennet AG wurde am 4. Dezember 1992 eingestellt. Im Rahmen des Landessanierungsprogramms fallen die Gebäude des Werks I der Brennet demnächst der Baggerschaufel zum Opfer. Parallel zu diesemFörderprogramm des Landes Baden-Württemberg, das mit 700000 Euro unterstützt wird, plant die Gemeinde im Bereich der ehemaligen oberen Brücke den Neubaueines zweiten Übergangs über die Wiese.
nach einem Zeitungsbericht von Elmar Vogt aus dem Jahr 2006