Ein technisches Genie aus Hausen:

Johann Sebastian Clais (28.02.1742 - 24.09.1809)


Nach der Orts- Chronik; Original-Text: Klaus Schubring

»In seinem Geburtslande ist die Erinnerung an ihn ausgelöscht«

bemerkt 1915 Gottlieb Ziegler, sein Schweizer Biograph im Winterthurer Landboten.
Erst in jüngster Zeit hat Gustav Oberholzer es wieder ins Bewußtsein gerufen: Das technische Genie J. S. Clais ist am 28. Februar 1742 in Hausen im Wiesental geboren und er hat hier seine Jugend bis 1752 erlebt.
            
Die väterlichen Vorfahren stammten aus Tirol und waren kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg nach Schopfheim zugezogen.
Der Großvater Johann Sebastian hatte in Hausen die Tochter des Adlerwirtes, Magdalena Brunner, geheiratet und Wirtschaft und Bäckerei übernommen. 1741 war ihm der Vater unseres Genies, ebenfalls Johann Sebastian getauft, verehelicht mit Anna Maria Neff aus Tumringen in Gasthaus und Bäckerei gefolgt. 1752 verkaufte dieser, da er mit Verlust arbeitete, das Anwesen, um auswärts Schulmeister zu werden.     
            
1776 übernahm der jüngste Bruder seines Vater, Johann Michael Clais, verheiratet mit Kunigunde Haller den Adler und lies 1784 das Türschild mit dem Doppeladler anbringen, der einzige Hinweis, den es momentan in Hausen auf die Familie Clais gibt.
            
 
Mit Clais zogen seine Frau und der kleine Johann Sebastian fort. Die nunmehrige Schulmeistersfamilie ist lange Jahre in Neuenweg ansässig gewesen, später erhielt der Vater eine Stelle in Badenweiler.
Johann Sebastian lernte im Schwarzwald die Uhrmacherkunst. Seine Gesellenwanderung führte ihn von Zürich über Genf nach Paris. In dieser Zeit wandelte er sich zu einem vielseitigen und versierten Techniker. Markgraf Karl Friedrich wurde auf ihn aufmerksam und schickte ihn 1765 mit einem Stipendium zur weiteren Ausbildung nach London. Hier arbeitete Clais mit berühmten Erfindern zusammen, so z. B. James Watt. Der junge Johann Sebastian erfand eine besondere Waage, die ihm eine Preismedaille und das Bürgerrecht von London einbrachte. Dennoch kehrte Clais 1772 nach Baden zurück. Er trat in den Staatsdienst und wurde Badischer Hofmechanikus. Er erhielt Sitz und Stimme beim fürstlichen Bauamt. Seine Tätigkeit bestand in der Kontrolle der Kirchenuhren und Feuerspritzen, in der Aufsicht über physikalische und geodätische Instrumente, weiterhin sollte er die technische Einrichtung der Eisenwerke kontrollieren. Schließlich war es seine Aufgabe, die Geräte zu ergänzen, so erweiterte sich durch Clais' Bemühungen die Modellkammer zu einem »Physikalischen Kabinett« - dieses diente ab 1825 dem Polytechnikum in Karlsruhe.
1776 untersuchte eine Kommission, der auch Clais angehörte, die oberländischen Eisenwerke. Man stellte fest, daß in Hausen das beste Eisen erzeugt wurde. Auf dieser Kontrollreise ist Clais also wieder einmal nach Hausen gelangt. Im September 1774 hatte er das "Patent" (die Betriebserlaubnis) für eine Fabrik in Rastatt erhalten. Mit den drei Brüdern Schlaff aus England ließ er dort Stahl erzeugen und sonstige Metalle verarbeiten. Später wurde Clais auch der Betrieb der Krappmühlen in Baden und der Absatz der Färberröte (Türkischrot) übertragen - so kamen die ersten Kontakte nach Winterthur zustande.
1778 war er an der Gründung der ersten chemischen Fabrik der Schweiz in Winterthur beteiligt. Nun begann für den ehemaligen Hausener eine Zeit, in der er große Aufträge von verschiedenen Staatswesen erhielt. Schon 1779 trat er in die Dienste des Kantons Bern. Er leitete die Erzgruben im unteren Aargau und reorganisierte die Salzwerke in Aigle und Bex im vorderen Rhonetal. Dabei entwickelte er sich zu einem Fachmann für alle Fragen der Salzgewinnung und des Salzhandels. Im Kanton Zürich hat Clais den rationelleren Abbau von Kohlenlagern in Morgen und Ellg eingeführt. Als Anerkennung erhielt er 1783 das Zürcher Landrecht und die große Verdienstmedaille. Clais verfügte inzwischen über ein bedeutendes eigenes Vermögen.

In Winterthur heiratete Johann Sebastian Clais 1783 Maria Ursula Clais-Sulzer (1766 - 1813), eine Tochter seines Geschäftsfreundes Hans Jakob Sulzer. Sie gehörte zu den politisch und wirtschaftlich einflussreichsten Familien der Stadt. Aus der Ehe sind sieben Kinder hervorgegangen, von denen vier früh verstarben.     

1787 bezog die Familie ein neues Haus außerhalb der Stadttore, das  Lindengut, eine im klassizistischen Stil erbaute Villa.
7 Jahre später, 1794 durfte sich Clais in das Bürgerrecht von Winterthur einkaufen.
1782 hatte er zudem die Neueinrichtung der Salinen Reichenhall und Traunstein in Bayern übernommen. Er wandelte die veralteten Betriebe völlig um und baute sie zu den leistungsfähigsten ihrer Zeit aus. Ähnliche Aufträge führten Clais kurzfristig ins Salzkammergut und ab 1803 für längere Zeit in französische Dienste. Hier baute er als »General-Ingenieur der französischen  Salinen« die Salinen von Dieuze, Moyenvic und Chateau Salins um und aus.
Im Jahre 1803 gründete Clais eine mechanische Spinnerei in Hard bei Winterthur.
Im Alter zog es den anerkannten und erfolgreichen Mann nach Baden zurück. In Badenweiler wollte er die Bade- und Trinkeinrichtungen wieder beleben. 1807 pachtete er mit seinem Schwager Sulzer zusammen die Grube Haus Baden nahe Badenweiler.
»Ein schneller Tod nach einem kurzen Fieber beendete am 24.9.1809 das Leben des bedeutenden Mannes, dem in seiner Heimat ein ehrendes Andenken gebührt, auch in Hausen.« (G. Oberholzer)
 
Von Clais stammen folgende Veröffentlichungen:
Beyträge zur Salzkunde (1784);
Badenweyler als Kurort, ein Beytrag zur näheren Kenntniß seiner Umgebung und besonders seiner lauwarmen Quelle (1807).
 
Das Urteil des großen Naturforschers Alexander von Humboldt:
»Auf der dortigen Saline (Reichenhall) war ich 12 Tage ganz allein mit dem Salinendirektor von Clais. Diesen Mann halte ich unter allen theoretischen und praktischen Halurgen (Salzkennern) für den ersten. Er besitzt große physikalische und mathematische Kenntnisse. Ich habe vom Morgen bis in die Nacht nur immer gefragt, und ich weiß keinen Menschen, von dem ich durch Umgang soviel gelernt

Bayrische Goldmedaille zu Ehren von JOANNES SEBASTIAN CLAIS (1782) Vorderseite
Bayrische Goldmedaille zu Ehren von JOANNES SEBASTIAN CLAIS (1782)
Vorderseite: J. S. Clais

Bayrische Goldmedaille zu Ehren von JOANNES SEBASTIAN CLAIS (1782) Rückseite
Bayrische Goldmedaille zu Ehren von JOANNES SEBASTIAN CLAIS (1782)
Rückseite: Salinengebäude Reichenhall

 Bayrische Goldmedaille zu Ehren von JOANNES SEBASTIAN CLAIS (1782) als Reprozeichnung
Bayrische Goldmedaille zu Ehren von JOANNES SEBASTIAN CLAIS (1782) als Reprozeichnung