Die ehemalige Menton-Mühle in Hausen

Seit 1653 lässt sich eine »Obere Mühle« am »Mühlenteich« (verm. dem Teichgraben) nachweisen. Im Jahr 1868 ist sie im Besitz von Johann Georg Grether. Er betreibt eine sog. "Kundenmühle" - die Bauern bringen ihm das Getreide und erhalten gegen ein Mahlentgelt das Mehl. Unterschlächtige Wasserräder treiben den "Mahlgang" an - eine große, runde, behauene und mit Luftfurchen und Riffeln versehene Steinplatte, die sich als Läufer gegen einen darunterliegenden und feststehenden Mahlstein dreht. Täglich kann die Mühle 30 - 40 Zentner Mehl verarbeiten. Dies geschieht in drei Gängen: Im ersten Mahlgang werden die Körner geschrotet und durch eine Siebmaschine gesiebt. Im zweiten Mahlprozess werden die Grieße und Dunste aufgelöst und erst im dritten Mahlgang - nach nochmaligem Sieben - zu Feinmehl verarbeitet. Entsprechend hat die Getreidemühle drei Wasserräder. (Ein viertes Rad gehört zu einer Ölmühle, die Johann Grether nebenbei  betreibt.)
Noch 1868 verkauft Grether an den Müller August Wilhelm Menton aus Malterdingen, der gerade mal 28 Jahre alt ist und den Betrieb erfolgreich weiterführt.

Das Mühlengebäude um 1910


Nach der Jahrhundertwende wird grundlegend umgebaut: 1913 ist Friedrich Wilhelm Menton Mühleninhaber. Er errichtet eine teilautomatisierte Walzenmühle (das heute noch stehende Hauptgebäude) und lässt nur Mehl- und Getreideprodukte aus Weizen und Roggen herstellen. Das Mühlengebäude wird dabei neu hochgezogen und gegenüber dem alten um zwei Stockwerke erhöht.

Das "Menton-Areal" kurz nach 1913:
links die "Villa Menton", halblinks das neue Mühlengebäude, rechts daneben das Getreidesilo
[halb verdeckt im Hintergrund die kath. Kirche]



Innen hat sich viel geändert: Zwei Doppelturbinen liefern eine Leistung von 150 PS. Das Mahlgut wird über Holzrohrleitungen und Becherwerke von Maschine zu Maschine geleitet. Das eigentliche Mahlen geschieht auf "Walzenstühlen" - dabei laufen Glattwalzenpaare mit einem Mahlspalt sowie unter- schiedlich schnelle, zylindrische und mit Riffeln und Drall versehene Stahlwalzen gegeneinander. Die Leistung beträgt nun 25t in 24 Stunden, die Mühle läuft nun Tag und Nacht. Stattliche Pferdefuhrwerke fahren die Produkte zu den Abnehmern.
Der Betrieb konnte seine Produktion bis in den 2. Weltkrieg kontinuierlich steigern.
1946 erfolgt nach Beschlagnahme durch die französische Besatzungsmacht der Abtransport der gesamten Mühleneinrichtung. Langsam und mühselig ist der Wiederaufbau.
Unter Rolf Wilhelm Menton wird die gesamte Produktion durchrationalisiert und weitgehend vollautomatisiert: das in LKWs lose ankommende Getreide wird mit Hilfe einer LKW-Kippbühne entladen und gelangt über Reinigungsanlagen und Getreideschüttwagen in die Getreidesilos. Von dort geht es mit pneumatischen Fördereinrichtungen zur erneuten Reinigung und zur Vermahlung, schließlich in den Mehlsilo. Nun kann das Mehl lose in mühleneigenen Tankwagen an die Kunden geliefert werden. Die Sackware wird durch eine Mehlsack-Stapelmaschine auf Paletten im Sacklager gestapelt. Die Säcke gelangen über Bänder und über Rutschen zur Verladung auf die LKWs. Die Mühle hat eine Leistung von über 100t in 24 Stunden. Sie läuft im 3-Schicht-Betrieb ununterbrochen - auch Samstag und Sonntag. Täglich müssen etwa 2.000 Zentner Getreide ankommen, die gleiche Menge an Mühlenerzeugnissen wird mit vier kompletten 20-t-Lastzügen und Mehltankfahrzeugen abtransportiert. Insgesamt sind etwa 40 Personen beschäftigt, nur noch ein Müller überprüft das Mahlen.

Der Neubau von 1913 heute (Ansicht ohne Erdgeschoss)
Die Bilder des Malers Aey aus Weil am Rhein wurden in den 30er-Jahren gemalt



Die Mentonsche Mühle gehört zu den erfolgreichsten der Region und genießt einen ausgezeichneten Ruf - daher kommt ihr Ende unerwartet und ist für die Verwaltung und die Bürger der Gemeinde Hausen ziemlich unverständlich: Das von der staatlichen Mühlenstelle in Bonn ausgearbeitete Mühlenstrukturgesetz tritt 1971 in Kraft.

Im Zuge dieses Gesetzes wird die Menton-Mühle am 19.10.1972 um 12.35 Uhr stillgelegt.