Ein Maler aus Hausen?

August Babberger (08.12.1885 - 03.09.1936)

Nach der Orts-Chronik; Original-Text: Bernhard Bischoff

August Babberger ist in Hausen geboren. Seine Ausbildung, seine Prägung allerdings findet er nicht in Hausen. Auch die Inhalte seiner Malereien und Grafiken sind nur selten Motive des Wiesentals. Babberger ist als ein künstlerischer Einzelgänger, mehr aber noch  durch unselige politische Zustände unverdientermaßen zu wenig bekannt. Hätte dieser Maler eine stärkere Gruppenzugehörigkeit aufzuweisen, wäre ihm eine ungebrochene Lehr- und Schaffenstätigkeit vergönnt gewesen, so wäre wohl kaum ein Buch über die süddeutsche Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ohne seinen Namen. Aber auch speziellere Untersuchungen über den deutschen Expressionismus erwähnen diesen stillen deutschen Expressionisten kaum. Auch ein Angehöriger der »verschollenen Generation«? Zweifellos besteht für die Kunstöffentlichkeit ein gewisser Nachholbedarf.

Wie hat August Babberger gelebt? Als Sohn eines Zimmermanns wurde Babberger am 8. Dezember 1885 in Hausen geboren. Seine wichtigste Schulzeit erlebte er aber in Basel, wohin seine Eltern 1895 verziehen. In der Realschule fällt seine Begabung früh auf. Später begibt er sich zu einem Malermeisterin die Lehre. Auf einer anschließenden Wanderschaft kommt der junge Malergeselle weit herum. Er erreicht Nürnberg und München. In München versucht er auf die Kunstakademie zu kommen, scheitert aber. 1908 ist Babberger in Karlsruhe mit Malerarbeiten tätig. Entscheidend aber ist dort sein Zusammentreffen mit Hans Thoma, dem er seine Federzeichnungen zeigt. Thoma rät dem 23jährigen in Karlsruhe zu bleiben und an der dortigen Akademie zu studieren. Babberger besucht die Radierklasse bei Prof. Conz. Im Jahr darauf erhält er durch Thomas Vermittlung ein Stipendium für die Internationale Kunstschule in Florenz. Dort  verbringt Babberger zwei Winter, malt  und zeichnet vor allem Akte. In diesen Jahren wird für Babberger besonders wichtig, daß er neben der künstlerischen Lehre auch die persönliche Freundschaft des Graubündner Malers Augusto Giacometti (1877-1947)gewinnt (Nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Alberto Giacometti (1901-1966)!). Nach seiner Heirat mit der Hinterglasmalerin Anna Maria Tobler aus Luzern übersiedelt Babberger nach Frankfurt am  Main. 1920 wird Babberger an die unter dem Namen Landeskunstschule neu gegründete Akademie in Karlsruhe als Professor berufen. 1923-1930 ist er Direktor dieser Akademie. In seiner Kunst schon in dieser Zeit bei manchen Konservativen ein Stein des Anstoßes, wird er bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit Erlaß vom 25.7.1933 aus dem Lehramt entlassen. Eine nicht gerade rühmliche Rolle spielt hierbei sein Kollege und Landsmann aus dem Wiesental, der in Steinen 1877 geborene Maler Hans Adolf Bühler. Bühler ist in dieser Zeit Direktor der Akademie. 
Babberger siedelt in die Heimat seiner Frau, die Schweiz, über. Mit noch nicht 51 Jahren verstirbt August Babberger am 3. September1936 in Altdorf/Kanton Uri an den Folgen einer Halsoperation. 
Aber noch über seinen Tod hinaus verfolgen die Machthaber in Deutschland den Maler. 1937 werden Bilder Babbergers aus vielen öffentlichen Museen beschlagnahmt. U.a. entfernt man sie als »entartet« aus folgenden Museen: Städtische Kunsthalle Mannheim, Kunsthalle Karlsruhe, Folkwang-Museum Essen. Es wird danach still um ihn und dies hält trotz mehrerer Ausstellungen teilweise bis heute an! 
Die Kunst August Babbergers geht in  der Entwicklung aus von einer großformigen Auffassung der Dinge, zunächst in der Art florentinischer Frührenaissance, auch der monumental ausgeräumten Expressivität mancher Landschaften Ferdinand Hodlers. Doch mehr und mehr gelangt Babberger zu einer eigenständigen Interpretation der Landschaft und des Menschen. Vielleicht ist es Augusto Giacometti, der dem Künstler dann die schweizerische Alpenwelt nahe bringt. In der weiteren Entwicklung ist auffallend, daß Babberger, dem Kunstbetrieb ferne, seine eigenen Wege geht. Seine Kunst wird in den 20-er und 30-er Jahren immer mehr eine persönliche expressive Interpretation einerseits  von meist gebirgiger Landschaft, andererseits von Mensch und menschlicher Gruppe. Interessant dazu sind seine schriftliche Aufzeichnungen zur Landschaft. Er nennt diese »Wetternotizen«. Diese Notizen aber sind frei von Meteorologischem, sind eher Niederschriften eines seinen »ordnenden Gott« in der Natur aufsuchenden und findenden  menschlichen Geistes. Das Monumental-Bewegte in Babbergers Kunst ist zwar weniger eine Sache des Formates, doch drängt dieser Künstler natürlicherweise auch zur Wandgestaltung. Viele Entwürfe für Wandmalerei, Mosaik und Glasfensterbezeugen dies. Wohl nur ein markantes Werk seiner Hand ist in der Ausführung erhalten geblieben: Die Ausmalung der Reformierten Kirche in Wolhusen im Schweizer Kanton Luzern. Aber auch die figürlichen Darstellungen, besonders auch in Grafiken, zeigen eine eigentümlich innere Größe des Menschlichen, oft von einem rhythmischen Gleichklang der Teile durchzogen. Eine mehr subjektive — gelegentlich pantheistisch anmutende — Frömmigkeit ist zweifellos der Persönlichkeit Babbergers eigen.

August Babberger vereinigt Wesenszüge von Demut, Stille und Frömmigkeit mit Ausdrucksbegehren, großer Form und monumentaler Schärfe in eigenartig- musikantischer Rhythmik zu einer originären Künstlerpersönlichkeit voll harmonisierter Widersprüche.

August Babberger, Eiger Mönch und Jungfrau (1917), Repro nach der Hausener Ortschronik von 1985
August Babberger, Eiger Mönch und Jungfrau (1917)
Repro nach der Hausener Ortschronik von 1985

Wichtige Ausstellungen:

1917 Kollektivausstellung im Kunstverein Köln
1921 Kunsthalle Karlsruhe
1928 Kunsthalle Basel, gleichzeitig in Frankfurt / Main
1929 Kunstverein Freiburg
1932 Kunstverein Heidelberg
1956 Badischer Kunstverein Karlsruhe
1958 Kunstmuseum Luzern
1962 Stadthalle Freiburg
1972 Wessenberg-Gemälde-Galerie Konstanz